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Re: [Frunge] 2 Probleme mit der OFL
From: |
Dennis Heidsiek |
Subject: |
Re: [Frunge] 2 Probleme mit der OFL |
Date: |
Sat, 13 Jun 2009 17:57:47 +0200 |
User-agent: |
Thunderbird 2.0.0.21 (Windows/20090302) |
Hallo allerseits,
Martin Roppelt ſchrieb am 10.06.2009 01:03 Uhr:
Die OFL verbietet:
– Den Verkauf ohne Bündelung mit anderer Software
Das stört mich.
Die FSF argumentiert, dass dieser Teil praktisch als unwirksam angesehen
werden kann, da schon ein banales »Hallo Welt«-Programm ausreiche, um
diese Forderung zu erfüllen:
SIL Open Font License 1.1
The Open Font License (including its original release, version 1.0) is
a free copyleft license for fonts. Its only unusual requirement is
that fonts be distributed with some computer program, rather than
alone. Since a simple Hello World program will satisfy the
requirement, it is harmless. Neither we nor SIL recommend the use of
this license for anything other than fonts.
http://www.fsf.org/licensing/licenses/index_html#Fonts
Von daher scheint mir das zwar unschön, aber auch nicht so schlimm zu
sein, als dass wir dafür eine Ausnahme schreiben müssten, oder?
Wobei sich die grundsätzliche Frage stellt, warum überhaupt Klauseln in
der OFL vorkommen, die rechtlich eigentlich gar keinen Sinn machen. Es
gibt dazu durchaus die etwas provokante Ausſage »Weil die Autoren der
OFL eigentlich gar keine Ahnung davon haben«:
Warning: SIL Open Font License – Bruce Perens’ Weblog
http://perens.com/blog/2009/02/17/64/
Dagegen wirkt die GPL 3 einfach »wasserdichter«.
Der Lizenznehmer kann sich zwar auch für die GPL/FE entscheiden, aber
wer sagt, dass nicht einmal jemand entscheidet, eine (veränderte)
Version nur unter der OFL zu verbreiten?
Niemand, da dies explizit von uns erlaubt ist. Das Copyleft-Prinzip
funktioniert nur »innerhalb« einer Lizenz, wenn ich das richtig
verstanden habe – oder kann man auch bei abgeleiteten Werken die selbe
Mehrfachlizensierung erzwingen? Ich glaube, wir brauchen langsam einen
Juristen hier ;-).
– Die Weiterverbreitung unter einem reservierten Namen
Ich möchte niemandem verbieten, eine veränderte Frunge / Frunge mit
Patches / Bugfixes unter gleichem Namen zu verbreiten.
Das Recht hat jeder, wobei praktisch aber davon ausgegangen werden kann,
dass derartige Verbesserungen meist gleich auch an das »Mutterprojekt«
zurückgegeben werden.
Die OFL sieht jedoch die Benennung von reservierten Namen vor. Eine
Möglichkeit wäre, keinen Namen zu reservieren (was ja auch momentan
der Fall ist: in der Urheberrechtsnotiz steht ausdrücklich, dass kein
Name reserviert ist).
So weit, so gut :-).
Was aber wenn jemand auf die Idee kommt, später diesen Namen für sich
zu reservieren? Dann stehen wir dumm da, wenn wir seine Änderungen
übernehmen möchten (oder sogar wenn wir unsere Version
weiterverbreiten möchten??). Oder sind das nur Hirngespinste von mir
und das ist alles unbegründet?
Na ja, Hirngespinste sind das nicht, aber auch nicht unbedingt
wahrscheinliche Probleme. Warum sollte jemand einen Fork erstellen, aber
den Originalnamen »klauen« wollen? Bei Neo ist es doch genauso, dass der
Name rein rechtlich gesehen überhaupt nicht geschützt ist, und da sind –
trotz der größeren Nutzer- und Entwicklerzahl sowie einer viel höheren
»Forkwahrscheinlichkeit« – auch noch nie solche Probleme aufgekommen.
Viel schlimmer fände ich es sowieso, wenn ein paar rechtsradikale
Hohlköpfe einen Fork erstellen würden, bei dem bspw. die Mixtura einfach
nur in »Adolf Hitler Textura« (oder so was in der Art) umbenannt werden
würde. In Deutschland wäre so etwas wahrscheinlich sogar gesetzlich
verboten, aber was kann man schon gegen einen Download-Server in den USA
ausrichten :-(.
Wenn das für uns eine Zwickmühle darstellt, dann werde ich von der
Verwendung der OFL absehen. Dann ist diese Lizenz nämlich nichts
weiter als ein schlechter Kompromiss zwischen Softwarefreiheit und den
sog. „Interessen“ der Font-Schaffenden. Sie ist zwar eine häufig
benutzte Lizenz für Open Fonts, allerdings für meine Anforderungen
wohl nicht ganz passend.
Bitte ersetzte /meine/ durch /unsere/ Anforderungen ;-). Aber wir
sollten uns schon gründlich überlegen, ob wir die OFL kippen wollen –
wie Du bereits gesagt hast, wird sie sehr häufig für Offene Schriften
eingesetzt und ist ja auch von der FSF dafür empfohlen.
Ich werde mal SIL dazu befragen. Mal schauen was die mir zu sagen
haben. Ob wir für beides eine Ausnahme hinzufügen können.
Vielleicht sollten wir uns wegen dieser ganzen
Lizensierungsangelegenheit auch nochmal an die »Linux Libertine«-Leute
wenden.
Übrigens: Dennis, du bist doch Fan der CC-BY-SA resp. der
Lizenzkompatibilität? Diese Lizenz wird auch schon für einige Fonts
verwendet. Überlegen wir uns, ob wir sie dreifachlizensieren?
Ja, ich bin ein großer Fan der CC-BY-SA, dass gebe ich zu – von daher
läufst Du mit diesem Vorschlag bei mir sicherlich offene Türen ein ;-).
Die CC-BY-SA ist eine sehr ›generische‹ Lizenz für viele verschiedene
Arten von Werken – das ist ihr Vor- wie Nachteil. Nachteilig ist, das
sie z.B. nicht so intensiv wie die GPL auf die Quelltext-Problematik
eingeht. Vorteilhaft ist, dass sie (wie die OFL) das Nutzungsrecht
zusichert und mit anderen CC-BY-SA-Inhalten kombiniert werden kann. Ja,
ich bin eher für eine Dreifachlizensierung :-).
Viele Grüße,
Dennis-ſ
- [Frunge] 2 Probleme mit der OFL, Martin Roppelt, 2009/06/09
- Re: [Frunge] 2 Probleme mit der OFL,
Dennis Heidsiek <=
- [Frunge] OFL kippen? (was: 2 Probleme mit der OFL), Martin Roppelt, 2009/06/14
- Re: [Frunge] OFL kippen?, Dennis Heidsiek, 2009/06/15
- Re: [Frunge] OFL kippen?, Martin Roppelt, 2009/06/19
- Re: [Frunge] OFL kippen?, Martin Roppelt, 2009/06/20
- Re: [Frunge] OFL kippen?, Dennis Heidsiek, 2009/06/21
- Re: [Frunge] OFL kippen?, Arno Trautmann, 2009/06/21
- Re: [Frunge] OFL kippen?, Dennis Heidsiek, 2009/06/21