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Re: Die grassroots-Gegner


From: Thomas Linden
Subject: Re: Die grassroots-Gegner
Date: Sun, 15 Jan 2006 20:46:37 +0100
User-agent: Mutt/1.5.3i

Hallo,

On Sun, Jan 15, 2006 at 06:38:05PM +0100, Matthias Kirschner wrote:
> Aber was sind den genau die Kritikpunkte, auf die reagiert werden soll? 

Einer der Hauptpunkte ist "GPL Software ist freie Software". Über diese
Aussage regen sich alle Gegner auf, da sie nicht wahr ist.

Ein kleines Beispiel:
Fujitsu Siemens hat ein Appliancegerät auf den Markt gebracht auf dem
Opensource Software lief, sie haben sich einfach eine Perle
herausgepickt, es eingebaut und das ganze als ihr eigenes Produkt auf
den Markt gebracht. Damit sind sie auf die Nase gefallen, denn es war
illegal, wie das netfilter Team erfolgreich klarstellen konnte (meinen
Respekt btw).

NetApp hat schon seit vielen Jahren Filersysteme im Angebot, deren
Software ebenfalls auf Opensource basiert, auch hier hat sich eine Firma
auf dem Markt bedient und sich eine Perle herausgepickt - NetBSD. Nur um
eventueller Vorwürfe hinkender Vergleiche vorzubeugen: immerhin erwähnen
sie das NetBSD Copyright auf der letzten Seite der Dokumentation.
Passiert ist NetApp jedenfalls nichts.

Wo ist nun der Unterschied zwischen beiden Vorgängen? Vom Prinzip her
haben sie beide genau das selbe getan: sich der Arbeit Dritter bedient
und es für ihre eigene Arbeit ausgegeben. Moralisch gesehen ist beides
zweifelhaft. Juristisch gesehen war NetApps Vorgehen jedoch erlaubt, im
Gegensatz zu Fujitsu, deren Vorgehen illegal war. Der Unterschied ist
die Lizenz, im Falle von Fujitsu die GPL.

Hier ist imho der Knackpunkt: beide Firmen wollten mit der Software
machen, was sie wollten, aber nur eine durfte es. Von "Freier Software"
kann somit im Falle von netfilter keine Rede sein, denn wäre es wirklich
frei, könnte jedermann damit tun und lassen was ihm beliebt.

Freiheit schliesst die Möglichkeit mit ein, dass derjenige, dem ich die
Freiheit gewähre damit etwas tut, was mir nicht gefällt. Schränke ich
sie ein, ist es keine Freiheit mehr. Wenn ich einer Person eine von mir
gebaute Waffe aushändige und sage "Du kannst damit tun was Du willst",
dann darf die Person mich also auch damit erschiessen, das muss ich in
Kauf nehmen, wenn ich von Freiheit spreche.

Jedenfalls ist das meine Vorstellung von Freiheit. Man kann sich nun
über juristische Klauseln der GPL die Köpfe zerreden oder irgendwelche
Details, die jemand nicht korrekt recherchiert hat. Es ist ein Gefühl,
das die Leute bei dieser Aussage haben, das Gefühl, dass damit etwas
faul ist.

Und nur, damit das klar ist: ich zweifle nicht die GPL an! Ich verwende
sie selbst und finde sie gut. Nur spreche ich nicht von Freiheit im
Zusammenhang mit der GPL. Die Intentionen, die zu der Formulierung der
GPL geführt haben, mögen gut gemeint sein, aber sie sind trotzdem
Wertvorstellungen, die in einer Lizenz festgeschrieben sind. Mit "frei"
hat das nichts zu tun.



Ein weiterer Punkt ist die virale Eigenschaft der GPL, hier kam gestern
schon mal das Argument, dass die eigentliche virale Eigenschaft in den
Köpfen der Entwickler und User stattfindet. Das ist richtig, aber man
muss auch anerkennen, dass diese virale Verbreitung des Opensource
Gedankens auch ganz wunderbar in der BSD Welt funktioniert. Nur, dass
sie dort keine Vorschrift ist, sondern ein Gedanke. Es ist freiwillig.



- Tom

-- 
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 -O-   Thomas Linden   (http://www.daemon.de/) 
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