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Re: Wasserzeichen statt DRM?


From: Matthias-Christian Ott
Subject: Re: Wasserzeichen statt DRM?
Date: Tue, 04 Dec 2007 19:36:14 +0100
User-agent: Heirloom mailx 12.3 7/15/07

Adrian Bunk <address@hidden> wrote:

> On Tue, Dec 04, 2007 at 01:59:10PM +0000, Hannes Hauswedell wrote:
> > Am Montag 03 Dezember 2007 16:03:24 schrieb Adrian Bunk:
> > > On Mon, Dec 03, 2007 at 03:29:46PM +0100, Matthias Kirschner wrote:
> >...
> > > er wuerde viel weniger bis gar nichts mehr verdienen.
> > >
> > > Ich habe mich bei "freischaffender Fotograf" vielleicht falsch
> > > ausgedrueckt: Ich meine damit nicht den Fotografen um die Ecke der
> > > von Bewerbungs- und Hochzeitsfotos lebt (und fuer den das
> > > Urheberrecht nicht so essenziell ist), sondern Leute die ein halbes
> > > Jahr im Irak oder in Neuseeland unterwegs sind und die davon leben
> > > dass dabei zwei Dutzend gute Fotos herauskommen fuer die dann zum
> > > Beispiel eine
> > > Nachrichtenagentur oder eine Zeitschrift wie Geo gutes Geld bezahlt
> > > (egal ob die Fotos nachher verkauft werden oder er mit einem Auftrag
> > > oder als Angestellter unterwegs war).
> > 
> > Gerade im Bereich der Druckpresse, würde sich doch kaum etwas ändern:
> > 1) mit Urheberrecht:
> > Fotograf geht in den Irak und macht Fotos, kommt zurück und zeigt sie 
> > einer Zeitschrift, die das Recht kauft die Fotos zu veröffentlichen.
> > 2) ohne Urheberrecht:
> > Fotograf geht in den Irak und macht Fotos, kommt zurück und zeigt sie 
> > einer Zeitschrift, denen er dann hochauflösende Bilder verkauft.
>
> Dann kann die Zeitschrift die Bilder aber zum Beispiel nicht Ihrer 
> Online-Ausgabe zeigen.

Warum?

> Oder die Zeitschrift kannst du Online nur ueber eine spezielle Software 
> lesen die per DRM technisch verhindert dass du die Fotos kopierst.

Warum? Hast du schon einmal ein 800px Photo skaliert?

> Das sind alles keine besseren Alternativen...

Warum? Ich denke das nicht.

> > Davon abgesehen, denke ich, dass die meisten - auch die 
> > freiberuflichen - Fotografen, mit einem Auftrag in den Irak (oder 
> > sonstwohin) geschickt werden. Die reisen also nicht einfach ziellos 
> > durch die Welt und verkaufen dann ein paar Fotos. Diese Aufträge sind 
> > oft Teil von Arbeitsverträgen, die dann übrigens über das 
> > Urheberrecht/Copyright verhindern, dass die Person selber Ansprüche an 
> > seinen Werken geltend machen kann
>
> Das Urheberecht liefert den Arbeitgebern eine angemessene Gegenleistung 
> fuer Ihre Bezahlung.

Aha, ohne Urheberrecht gibt es keine angemessene Bezahlung oder was? Das
Urheberrecht macht ja keine Angaben über die Bezahlung. Warum sollte
sich die Bezahlung verändern? Ist das Photo dann weniger wert (auch
an Inhalt)?

> Und schau dir an wieviele tausend Reporter und Fotografen von AP oder 
> AFP bezahlt werden - und ohne Urheberrecht wuerde es diese Firmen nicht 
> geben.

Vielleicht solltest du mal normale Photographen treffen und dir von
ihrem Alltag erzählen lassen.

> > (genauso wie du den Quellcode nicht 
> > veröffentlichen darfst den du in der Firma schreibst als 
> > Programmierer).
>
> Da greifen zusätzlich auch Dinge wie Betriebs- und Geschäftsgeheimnis.
>
> > > > Naja, Leute gehen ja immernoch ins Kino.
> > >
> > > Aber ohne Urheberrechte hat der Kinobesitzer die Freiheit keinen 
> > > einzigen Cent mehr an die Leute die den Film produziert haben abgeben
> > > zu muessen...
> > 
> > > > Besonders wenn der Film in den 
> > > > Kinos rauskommt bevor er digital verfügbar ist.
> > >
> > > Auch wenn dann jeder Kinobesitzer die Freiheit hat den Film sofort ins 
> > > Internet zu stellen?
> > 
> > Ja, aber wenn er ein Geschäft machen will, bedarf es ja auch Material, 
> > dass er zeigen kann. Du wirst entgegnen, er könnte egoistisch und 
> > gierig sein und kein Geld abgegeben. Das stimmt auch und im großen 
> > Film- und Musikgeschäft gäbe es definitiv auch Veränderungen.
> > Wie man an von den P2P-Studien sieht, betrifft das Kopieren-statt-Kaufen 
> > besonders die "ganz Großen". Anscheinend haben Hörer/Zuschauer 
> > von "kleineren" Bands/Filmemacher, genug Sensibilität um ihre Künstler 
> > zu unterstützen.
> > Die Gesellschaft wäre durch so eine Umstellung gezwungen sich 
> > unmittelbar mit der Unterhaltungsindustrie auseinanderzusetzen. 
> > Vielleicht würde dabei dann rauskommen, dass viele Konsumenten 
> > der "0815-Medien", nicht bereit wären den Preis der Produktion zu 
> > tragen, auch wenn es heißt das Produzenten dieser Musik/Filme dann 
> > weniger Grundlage zum Produzieren haben. Naja, vielleicht muss dann 
> > sogar ein "Topschauspieler" mit 1Millionen im Jahr auskommen statt mit 
> > 10Millionen pro Film. Vielleicht gibts dann weniger "Zlatkos" 
> > und "Popstars", vielleicht sogar weniger "Britneys" und wie sie alle 
> > heißen...
>
> Billig-Formate wie "Big Brother" lassen sich vielleicht sogar ueber 
> Abstimmungen ueber kostenpflichtige Telefonnummern finanzieren...
>
> Und die leichtbekleideten Mädels von diversen "ruf an und du kannst
> 1000 Euro gewinnen"-Sendern wird auch ohne Urheberrecht weiterhin geben.
>
> Das Problem ist dass Qualität bei der Herstellung von Filmen Geld 
> kostet (teurer Muell ist möglich, aber billige gute Filme sind fast
> unmöglich).

Warum kostet ein Film Millionen von Euro? Weil Spezialeffekte, wie
Explosionen, Massensterben und Autocrashs, und Schauspieler eben viel
Geld verbrauchen?
Ich habe im meinem Leben mehr gute billige Filme, als teure
Hollywood-Produktionen gesehen, die haben im Vergleich zu Rambo und
ähnlichem auch nebenbei noch tieferen Inhalt und haben mich emotional
berührt.

> > Kein Verlust in meinen Augen. Man sollte freiwillig bereit sein Kultur 
> > zu fördern wenn man finanziell dazu in der Lage ist. Wenn man dazu 
> > nicht in der Lage ist, sollte man deswegen nicht davon ausgeschlossen 
> > werden. Wenn ein "Kulturproduzent" niemand findet der ihm freiwillig 
> > Geld gibt, na dann kriegt er halt kein Geld!
> >...
>
> Dann gibt es im Abendprogramm zuerst den Dokumentarfilm
> "Unsere Atomkraftwerke sind sicher" bezahlt von Vattenfall
> und danach "Top Gun" bezahlt vom Pentagon.

Warum? Das klingt unlogisch, es gibt auch Leute die Filme machen ohne
riesige finanzielle Interessen - wie wollen nur arbeiten und Geld für
ihre Familie verdienen, wie du und ich auch.

> Oder was glaubst du denn wer und zu welchem Zweck sonst "freiwillig 
> bereit sein [wuerde] Kultur zu fördern" und auch "finanziell dazu in der 
> Lage ist" das bei millionenteuren Filmen zu tun.

Wenn eine Million Leute einen Euro für einen Film zahlen, dann kann
man schon gut Filme drehen.

> Wenn ein "Kulturproduzent" so dumm ist kritische Filme zu machen,
> "na dann kriegt er halt kein Geld!"

Ich sehe mir gerne solche Filme an, auch wenn ich nicht immer der Meinung
des Filmemachers bin.

> Kein Verlust in deinen Augen?

Nein! Ich muss Hannes wirklich recht geben. Ich finde das System, das
er vorgeschlagen hat, ganz gut.

> cu
> Adrian

Mit freundlichen Grüßen
Matthias-Christian




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